Max Unolds Farbholzschnitt „Beim Schweineschlachten“ zeigt ein monströses und gleichsam intimes Schlachtgeschehen. Die Szenerie erinnert trotz ihrer kühlen und schnappschusshaften Darstellung mehr an ein Mordgeschehen denn an einen Schlachtvorgang. Sie substituiert damit auf beklemmende Weise die bitteren expressionistischen Vorlagen vieler Zeitgenossen Unolds, welche wenig zimperlich immer wieder die Folgen von Krieg und Vertreibung zu ihrem Sujet gemacht und dazu auch die dunkle Kraft und das schwarzweiße Flächengefüge des Holzschnitts zur Schlüsseltechnik expressionistischer Grafik geführt hatten. Iris Stephan greift die Unoldsche Figuration einer banalen Unbarmherzigkeit für ihre kritischen Installationen zur Massentierhaltung und -schlachtung auf.
Zuletzt überführt Stephan ihre kritische Solidarität in eine künstlerische Phantasie der Versöhnung; zu einem Topos der Pieta, einer Hommage an alle wehrlose „Unschuld vom Lande“: In ihrer raumgreifenden Installation „Artgerecht“ arrangiert sie eine alleinerziehende Muttersau mit ihren Frischlingen zu einem tierischen Tableau vor in Blickhöhe der Tiere gehängten Werken. Der Museumsbesucher wird so Zeuge einer völlig gleichberechtigt und emanzipiert von aller Sterbensangst – wiewohl diese Idylle absurd anmutet – ihrer Lust an den Exponaten frönenden Tiergesellschaft.