Herdprämie

Mittelrhein-Museum Koblenz

Frauenmuseum Bonn

Herdprämie- 100 Jahre Frauenwahlrecht

Rauminstallation im Mittelrhein Museum Koblenz und Frauenmuseum Bonn

Die Kölner Künstlerin, Iris Stephan komponiert in ihrer Installation „Herdprämie“ ein lebendiges Panoptikum, das gespickt ist mit intelligenten Wortspielen. Hauptakteure der Szenerie, die sich in einer verlassenen Küche der 20er Jahre abspielt, sind Fischpräparate. Diesen begegnet der Betrachter, der selbst zum Teil der Küche wird, in der Serie der springenden Hechte. Hier bedient sich Iris Stephan der Wesenszüge des Raubfisches, „dem tollen Hecht“. Positioniert zwischen allerlei Küchenutensilien konterkariert die Künstlerin diesen Ort, der in den Köpfen vieler immer noch das vermeintliche Territorium der Frau ist.
Ausgestopfte Vögel auf alten Schneebesen, den „Schaumschlägern“,  lenken mit subtilem Humor den Blick auf das Beziehungsgeflecht zwischen Mann und Frau. Auch in der Serie „Hässliches Entlein“ verwendet die Künstlerin Vogelpräparte. Hier stehen sie in Verbindung mit alten schwarz-weiß Fotografien von jungen Mädchen um 1900, die vielleicht zur Heiratsvermittlung dienten. Mit dem zweideutigen Titel macht Iris Stephan klar, dass noch vor 100 Jahren die Frau zu gefallen hatte und wohl oft keine eigene Wahl in Bezug auf Heirat und Ehe treffen konnte. Doch jeder kennt auch das Ende der Geschichte vom hässlichen Entlein, das zum Schluss zum schönen Schwan wird. So wie auch die Frauen sich in der Entwicklung der Frauenbewegung aus ihrer „hässlichen“ Lage befreien und ein selbstbestimmtes Leben erlangen konnten.
Für die Serie „Vogelfrei“ verwendet die Künstlerin Formbretter aus dem Geigenbau, auf denen sie z.B. Fotoausschnitte, eine Heiratsurkunde und ein Vogelnest kombiniert. Das Vogelnest symbolisiert hier das „heimische Nest“ der frischgebackenen Eheleute, die in den 20er Jahren anlässlich ihre Eheschließung einen „Heiratsschein“ ausgestellt bekamen. Mit einem „Küchenschaukasten“ offeriert Iris Stephan dem Betrachter eine erweiternde Sichtweise auf das Thema der Ausstellung. Die Rückwände der Schaukasten setzt sie mit Hilfe eines typischen Küchenhintergrundes in Szene. Lichtschalter, die mit den Worten „Stumm“ und „Stimme“ beschriftet sind, sollen zur vergeblichen Aktion animieren. So liegt es im Auge des Betrachters, welchen Schalter man wie „umlegen“ oder welches Thema Mann/Frau näher beleuchten möchte. Oder doch lieber nicht …

Die Wandarbeit „Herdprämie“, vor Ort entstanden, wird am Ende der Ausstellung übermalt und somit für immer verschwinden. Bleiben aber wird die dem Konflikt zwischen Mann und Frau immanente Diskriminierung und Unterdrückung der Frauen.

( Nora Löhr, Kuratorin MittelrheinMuseum Koblenz)

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